Kennt Ihr die Serpentine Gallery im Londoner Hyde Park? Auf der zugehörigen begrünten Freifläche obliegt es alljährlich einem Stararchitekten einen Sommerpavillon zu entwerfen. Der Pavillon soll demontierbar und an jedem beliebigen Ort wiederaufbaubar sein. Im sechsten Semester meines Architekturstudiums kam diese Bestimmung auch auf mich zu, denn unsere irische Professorin hatte sich diese Entwurfsaufgabe für uns ausgesucht.
Um an den ersten Standort nahe bei der Serpentine Gallery auch an jedem neuen Standort zu erinnern, habe ich eine Form gewählt, die sich an die nahe gelegen „Serpentine“ anlehnt. Es sollte eine Serpentine, eine Schlange, ein Mäander entstehen.
Serpentine Pavilion – The concept
Demanded was a removable and rearrangable Summerpavillion next to the Serpentine Gallery in London Hyde Park. To remind of this point of origin, when set up somewhere else, I choose a form that’s based on the nearby “Serpentine”. For that reason the form reminds of a serpentine, a snake or a meander.
Die Formentwicklung
Bei meiner Recherche über Serpentinen und Mäander stieß ich auf eine Formel, die mir sehr interessant erschien, um eine Gebäudeform zu entwickeln. Es handelt sich dabei um eine Näherungsformel, mit der man die wahre Länge eines sich mäandernden Flusses bestimmen kann. Man misst die Strecke/ Luftlinie zwischen Mündung und Quelle und multipliziert das Ganze mit Pi. Das Ergebnis ist die wahre Länge des Flusses. Für meinen Pavillon habe ich dann festgelegt, wo man ihn betreten soll und wo man heraustreten soll. Es ergaben sich 35 m, die ich mit Pi multipliziert habe. Daraus ergaben sich dann 109 m, die sich über das Gelände winden: die wahre Länge meiner „Schlange“.
The form
During my researchs about Serpentines and meanders I came across a formula that seemed to be very interesting to develop a form for a building. It’s a formula used to identify the real length of a meandered river. You measure the air-line distance between estuary and spring of a river and multiply it with Pi. The result is the real length of the river. Concerning my project I determined a point where you enter and a point where you exit the pavilion. I measured a distance of 35m between the two points, which I multiplied with Pi. The outcome of this calculation was my snakes’ true length, 109m that loop over the terrain.
Träumen und Schlaf
Da es sich um das Thema „Traum“ handelt, habe ich mich außerdem mit Träumen, Schlaf und Traumphasen beschäftigt. Es gibt im Laufe einer Nacht REM-Phasen (Rapid Eye Movements – wegen den schnellen Bewegungen der Augen im Schlaf während dieser Phasen), in denen man häufig träumt und Non-REM-Phasen, in denen man seltener bis gar nicht träumt. Beide Phasen zusammen ergeben eine Einheit von ca. einer Stunde.
Die 109 m des Serpentine – Pavillons habe ich nun in eine Nacht mit 8 Stunden umgewandelt, es gibt jeweils 8 REM-Bereiche und 8 Non-REM-Bereiche, wobei wie beim menschlichen Schlaf die REM-Phasen, die REM-Bereiche in meinem Pavillon bis zum Ende immer größer werden. Das mittlere Maß einer Einheit beträgt 13,625 m, welches noch mal in kleinere Segmente von 1,51 aufgeteilt wird. Man betritt den Pavillon mit „festem Boden“ unter den Füßen, wie auch am Anfang des Träumens bzw. Schlafens. Im Laufe der Nacht und des Pavillons „hebt“ man immer mehr vom Boden ab und ist weiter weg vom Erdboden, weswegen man auch über eine Treppe aus dem Pavillon heraustreten muss. Man befindet sich schon mehr in der Traumwelt, deswegen ist der Pavillon schon mehr vom Boden entfernt. Mit den Zirkulationsdiagrammen möchte ich verschiedene Szenarien zeigen, wie der Besucher den Pavillon erlebt.
Dreams and sleep
Because the topic is “dreams”, I also dealt with dreams, sleep and dream phases. During you sleep there are REM phases (Rapid Eye Movements – because of the fast eye movement during this phases), in which you often dream and NON-REM phases in which you dream rarely or not at all. Both phases together make a unit of approximately one hour. I devided the 109m of my pavillion into a night with 8 hours of sleep, and in 8 REM areas and 8 NON REM areas respectively. As REM phases during the human sleep, the REM areas in my serpentine pavillion are getting bigger towards the end.
Die Konstruktion
Primäres Tragsystem sind 100er Recycling-Stahlrohre, die alle 1,51 m angeordnet sind. Dazwischen wird ein Sechsecknetz aus Stahlseilern gespannt, das exakt vorkonfektioniert werden muss, jeder einzelne Verbindungspunkt muss berechnet werden, da die Stücke in den Außenradien breiter und in den Innenradien schmäler werden müssen. Das heißt die Sechsecke müssen zur schmalen Stelle hin auch kleiner werden.
Bei den REM-Bereichen gibt es zusätzlich zum Schutz vor Witterungseinflüssen und zum Abdunkeln eine transluzente Membran, die von außen Schatten der Besucher erkennen lässt. Ebenso wie das Stahlseilnetz, müssen auch die Membranstücke vorkonfektioniert werden. Der Montageablauf dieser Sekundärkonstruktion wie folgt, zuerst das Stahlseilnetz, dann die Membrane und als letztes das Sitzmöbel. Der Boden des Pavillons besteht aus abgewandelten Elementen aus dem Zeltbau, ein so genannter Schwerlastboden. Der Beleg besteht aus Kerto Platten mit Riffelblech Belag.
The construction
The primary construction consists of recycling steel pipes with a bore of about 100 mm, which are arranged every 1,51m. In-between a hexagon–net from steelcables,which has to be preconfectionated exactly, is tensioned. Every single point of connection has to be calculated because the external radiuses of the pieces must get wider and the internal radiuses smaller. That means that also the hexagons must get smaller towards the small point. The REM areas have, additionally to the protection from atmospherical conditions and blocking the light, a translucent membrane, which reveals shadows of visitors from the outside. The membrane pieces must be preconfectionated as the steelcablenet.
The assembly development of this secondary construction, first the cable net, second the membrane and last the seating furniture. The pavilion floor consist of modified tent construction elements, a so called “heavy duty floor”. The floor is covered with KERTO plates with a coating of checker plates.
The REM areas have custom made seatings made off steel pipes with a bore of about 50mm and formglued veneerplywood. The chairs come with cushions to enable the visitor to relax and dream. Plastic stripe curtains separate these areas from the rest of the pavilion. The curtains are actually used in the industry.
Die REM-Bereiche
In den REM-Bereichen gibt es extra angefertigte Sitzmöbel aus 50er Stahlrohren mit formverleimtem Furniersperrholz, worauf ein Polster befestigt ist, um dem Besucher das entspannen und Träumen zu ermöglichen. Abgetrennt vom übrigen Pavillon sind diese Bereiche durch Streifen Vorhänge aus Kunststoff, die eigentlich in der Industrie ihre Verwendung finden. Außerdem gibt es einen Sanitärbereich und einen Küchen/ Thekenbereich, in dem man sich Speisen und Getränke mitnehmen kann, um diese dann in einem der Pavillonbereiche zu verzehren. Im Café gibt es ein komplettes Einbaumöbel, welches die Entlüftung, Aufbewahrung und Küchenzeile enthält.
Beleuchtet sind die REM-Bereiche durch kleine Spots, die im Sitzmöbel bzw. im Einbaumöbel des Café´s integriert sind. In den Non-REM-Bereichen gehört ein widerstandsfähiges Allwetter-Mobiliar zur Ausrüstung des Pavillons, welches aus Tischen und Sitzkuben besteht. An drei Stellen innerhalb des Pavillons besteht für den Besucher die Möglichkeit den „Traumweg“ zu verlassen, um sich in den Außenbereichen des Pavillons aufzuhalten, zu entspannen oder mit anderen Besuchern zu kommunizieren. In diesen Bereichen ist das Stahlseilnetz gerafft und mit einer Klammer fixiert, die abends wieder gelöst werden kann um den Pavillon zu schließen. Zwischen den einzelnen Bereichen gibt es feste Wandschotten aus Kunststoff mit Metallinlay, die an den Bögen befestigt sind. Diese Schotten geben den festen, mäandernden Weg durch den Pavillon und somit durch das Traumgeschehen vor.
The REM areas
Moreover, some REM areas offer sanitary facilities and the possibility to buy snacks and drinks to eat in one of the areas. In the coffee bar exist an complete built-in furniture. The ventilation system, the storage and the kitchenette are integrated in this furniture. The REM areas are illuminated by small spotlights which are integrated in the seating furnitures or built-in furniture of the coffee bar.
The Non-REM areas are equipped with resistant all-weather furnitures in rust–free steel, consisting of tables and seatcubes. Within the pavilion visitors are offered three points to step out the “dreampath”, for enjoy the outside area of the pavillion, to relax or to communicate with other visitors. The cable net is gathered up in these areas, fixed with a clamp. In the evening this clamp will be loosening again for close the pavilion. Between the separate areas fixed plastic wall penetration seals with metalinlay are attached to the arches. These wall penetration seals lead the visitors through the meandered path of the pavilion and consequently through the dreamevent.
Mesurement
The medial measure of a unit is about 13.625m (thirteen), which is divided once more in smaller segments of 1.51m. You enter the pavillion with terra firma under your feet, as at the beginning of sleeping or dreaming. During the night and during you walk along the pavillion you take off the ground more and more, therefore you have to use stairs to step out. It means that you stand more in a dreamworld and therefeore the pavillion is also more remoted from the ground. With the three circulation-diagrams I try to demonstrate a few scenarios how different visitors could go through the pavilion.
Die Herausforderung
Eine besondere Herausforderung war nicht nur die konstruktive Lösung des Pavillons, sondern auch die sprachliche: Wir mussten damals unsere Präsentation in englisch halten, weil das Grundstück in England liegt und unsere Professorin gebürtig aus Irland kam. Dies ist nun also mein erster Blogpost in Englisch. Eine Freundin, die Englisch-Lehrerin ist, hat mir damals bei der Übersetzung geholfen, die Aussprache fällt mir Gottseidank leicht, auch wenn ich nicht immer verstehe was ich sage, aber in diesem Fall habe ich ja den Text selbst vorgegeben.
Dies war mein erster Entwurf mit einer metaphorischen Form und es hat so großen Spaß gemacht sie zu entwickeln – außerdem wurde er mit einer 1.0 bewertet, was mich wahnsinnig gefreut hat! Ich hätte schon mal wieder Lust auf einen Architektur-Wettbewerb oder ähnliches, mal sehen was sich da so findet! Ich bin gespannt wie meine „Schlange“ Euch gefällt.
1.0 ist wirklich absolut gerechtfertigt! Ein tolles Projekt und wunderbar ausgearbeitet.
Ich wünsche dir die interessanten Aufträge. die dein Herz höher schlagen lassen.
Alles liebe
Tina
Vielen lieben Dank Tina! Es hat mir auch wirklich großen Spaß gemacht damals und heute habe ich immer noch Freude an den Zeichnungen!